Aus Zürich- aktuelle Meldung: Der Mann mit der Knarre

Sehr fundierter Bericht, die Lesezeit ist gut investiert.

Nicht vom Facenookprofil eines irren Waffennarren, sonder von der eines amtierenden Nationalrats.

Nicht vom Facebookprofil eines irren Waffennarren, sondern von dem eines amtierenden Nationalrats.

Nein, das ist keines der üblichen Bilder, wie sie nach einem Amoklauf an irgendeiner Schule in den USA auf dem Facebook-Profil des Amokläufers gefunden werden. Das ist ein Teil der Kampagne, die Freunde des St. Galler SVP-Nationalrats Lukas Reimann ins Netz stellten. Für einmal schaut der Stadtblog aus der linksgrünen Blase, in der wir Stadtzürcher leben, heraus – und was sieht man? Sowas.

Natürlich kann Reimann jetzt behaupten, er habe keine Kontrolle darüber, was seine Fans in der Woche des Oregon-Shootings mit 10 Toten ins Web stellen. Aber ehrlich, das Foti mit der Knarre haben seine Fans ja nicht selbst gebastelt. Und die Zitate sind sicher vom SVP-Nationalrat selbst.

Nun ja, schauen wir uns erst mal die Zitate an: Ok, verantwortungsbewusste, privaten Schusswaffenbesitz will unser Volk, warum auch immer. Nichts dagegen einzuwenden. Aber ein Typ, der wie ein 6-Jähriger mit seinem Armeegewehr auf den Leser zielt, erscheint mir irgendwie weit weg von dem, was ich unter «verantwortungsbewusst» verstehe.

Weiter: Wenn man die Waffengesetzgebung verschärfen würde, hätten nur noch Kriminelle Waffen? Ich denke, die Polizeikorps würden sich sicher wundern, als Kriminelle angesehen zu werden. Aber ganz so weit ist das bei Lukas Reimann und seinem Freund Anian Liebrand mit ihrer Nähe zu Verschwörungstheoretikern nicht hergeholt. Sie sehen die grösste Gefahr für den Bürger beim Staat, der ihnen ihre «Freiheit» wegnehmen will. Bei dem Staat, den Reimann im Parlament vertreten sollte …

Paralellen sind nicht zu leugnen. Breivik posiert.

Paralellen sind nicht zu leugnen. Breivik posiert.

Aber wie um Himmels Willen kommt man auf die Idee, so ein Bild von sich zu machen? Es gibt andere, die bereits solche Bilder von sich ins Netz gestellt haben, darunter der Massenmörder Breivik, der in seinem «Manifest» mehrmals auf die SVP als Vorbildpartei hingewiesen hat. Das sollte einem doch eine Warnung sein, wie man seine Waffenliebe im Wahlkampf kommuniziert. Auf jedenfall nicht wie ein Amokläufer.

Nein, ich denke nicht, dass die SVP eine Partei von Schiesswütigen ist. Ich denke, dass vielen SVPlern die Waffentradition und der verantwortungsbewusste Umgang mit Schusswaffen am Herzen liegt. Nur haben diese vernünftigen und verantwortungsbewussten Kräfte offenbar nicht den geringsten Einfluss auf die jungen Wirrköpfe, die vor der Kamera für ihre Abstimmungsflyer ein wenig «Krieg» spielen.

Wäre Reimann einer dieser wirren Libertären, die sich am Liebsten mit einem Haufen Waffen irgendwo einbunkern und auf den Krieg gegen den Rest der Welt vorbereiten würden, müsste ich schmunzeln. Leute, die so mit Waffen posieren, sind meist abwechselnd von Angst und Allmachtsfantasien beherrscht. Sie leben in einer Welt voller Bedrohungen durch übergrosse Gegner, die sie in ihren Tagträumen mit der Waffe niedermachen.

Nur, Reimann ist ein Mitglied unseres Parlaments. Da hört der Spass mit der Knarre irgendwann auf. Schliesslich sollen die gewählten Politiker auch die Würde unseres Landes vertreten.

Nun ja, in unserer linksgrünen politischen Stadtblase wäre Reimann nach so einem Bild politisch tot. Aber offenbar gibts Gegenden, in der eine Mehrheit einen Typen wählt, der beim Erwachsenwerden den Unterschied zwischen einer Chäpslipistole und einem Armeesturmgewehr nicht mitbekommen hat.

 

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Wir sind schon sehr auf den nächsten Artikel zu diesem Thema gespannt!

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